So ging es auch Nicole Kahnt aus Altenburg. Schon als Schülerin musste sie mehrfach wegen ADHS und Zwängen in die Klinik. Zwar absolvierte die gute Schülerin erfolgreich die Realschule und ein Freiwilliges Soziales Jahr, aber der Start ins Berufsleben gelang zunächst nicht. Eine Lehre als Kauffrau im Einzelhandel brach sie ab, aufgrund ihrer Angststörung – besonders vor dem Autofahren. In ihrer Heimat sah sie kaum Chancen auf den beruflichen Einstieg. „Irgendwie bin ich immer auf der Stelle getreten“, erinnert sich die heute 23-Jährige.
Die entscheidende Weichenstellung brachte ein Beratungsgespräch in der Agentur für Arbeit, indem ihr das BTZ Plauen der FAW vorgeschlagen wurde. „Der Schritt zum BTZ war die beste Entscheidung, um mir hier in Plauen ein neues Leben aufzubauen“, sagt Nicole Kahnt heute.
Gezielte Berufsvorbereitung
Zu Beginn ihrer Zeit im BTZ Plauen stand die Frage: Welche berufliche Orientierung verspricht die größten Chancen für den erfolgreichen Start ins Berufsleben? Dafür steht den BTZ der FAW ein eigenes bewährtes Modul zur Verfügung: die „Abklärung der beruflichen Eignung/ Arbeitserprobung (AE/AP)“, die Nicole Kahnt 2017 begann.
Nachdem sich dabei der Bereich „Handel und Verkauf“ als Interessens- und Kompetenz-Schwerpunkt herauskristallisiert hatte, machte sie sich im BTZ anschließend in einer einjährigen „Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme“ gezielt fit für den Einstieg in diesem Berufsfeld. Im Sommer 2018 konnte sie im BTZ ihre Ausbildung zur Verkäuferin und anschließend zur Kauffrau im Einzelhandel beginnen.
Nach einem nur zweiwöchigen Praktikum erhielt sie schließlich im Sommer 2021 die Zusage für eine Stelle als Thekenkraft in einem Lebensmittelmarkt, wo sie Anfang 2022 ins Arbeitsleben starten wird.
„Nicht von der Krankheit das Leben bestimmen lassen!“
Schwächen können Stärken werden
Nicole Kahnt schaut jetzt optimistisch in die Zukunft – und dankbar zurück auf die Zeit im BTZ Plauen: „Als Borderliner habe ich große Schwierigkeiten, mich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Die Psychologin im BTZ hat mir geholfen, mich selbst kennenzulernen und mich bei meiner persönlichen Entwicklung unterstützt. Die Sozialpädagogin hat mich darauf vorbereitet, im Leben zurechtzukommen. Der Stützlehrer Herr Müller war mein Held (lacht). Er war nie genervt, obwohl ich oft mehrere Erklärungen benötigte. Und das Betreute Wohnen mit den schönen Freizeitangeboten in der Natur hat mir ein neues Zuhause gegeben, mit Frau Vohl quasi als Mutterersatz, die mir kochen, backen, waschen, nähen beigebracht hat.“
In Dresden ist Nicole Kahnt gut angekommen. „Mein künftiger Arbeitgeber geht mit dem Thema psychische Beeinträchtigung und mit meinen Schwächen ganz offen um – und hat manche davon, wie meinen Perfektionszwang, sogar zur Stärke gemacht: Dort werden mir Aufgaben gegeben, wo es besonders darauf ankommt, sehr genau zu arbeiten.“
Aus Träumen werden Ziele
Was gibt Nicole Kahnt anderen Menschen in ähnlichen Situationen mit auf den Weg? „Nicht von der Krankheit sein Leben bestimmen lassen und den Willen haben, sich persönlich weiterzuentwickeln. Und man sollte sich helfen lassen.“
Ihr bevorstehender Einstieg ins Berufsleben schafft auch privat ganz neue Perspektiven: Mit dem Rucksack mehrere Wochen durch Thailand? Das ist jetzt kein Traum mehr, sondern ein Ziel!