Bis zur 7. Klasse schien alles in geordneten Bahnen zu laufen. Kay Hüttner war Schüler einer Oberschule, als der erste epileptische Anfall kam. Die Schule und auch weitere Oberschulen weigerten sich, die dafür notwendigen Medikamente im Notfall zu verabreichen. Die einzige Schule, die ihn aufnehmen wollte, war eine Förderschule.
„Es war Zeit, aus dem Rumdösen herauszukommen“
Letztendlich ohne Schulabschluss lebte er die nächsten Jahre in den Tag hinein. Ein Berufsvorbereitungsjahr (BvJ) endete im Rausschmiss und die nächsten vier Jahre hangelte er sich von Job zu Job. „Ich hatte keine Perspektive mehr, wurde immer einsamer und verlor nach und nach jegliche Tagesstruktur“, so Herr Hüttner. Auf die Frage, warum gerade das BTZ Plauen, kommt er auf die Unterstützung durch das Jobcenter und die Agentur für Arbeit zu sprechen. „Jetzt war es Zeit, endlich aus diesem Rumdösen herauszukommen“, sagt Hüttner. Profitiert habe er im BTZ am meisten von seinem Bezugsteam, das aus Sozialpädagogin, Psychologin, Berufstrainer und Bildungsbegleiter bestand. Die Möglichkeit, über alles, was ihn bewegte, reden zu können, gab ihm Sicherheit und Struktur. „Das erste Mal in meinem Leben hat wirklich jemand an meinem Wohl Interesse gezeigt, da habe ich mich verstanden und geborgen gefühlt“. Auch der Zusammenhalt der Teilnehmenden untereinander und die kleinen Gruppen haben ihm Mut gemacht. Einige Freundschaften dauern bis heute an.
„Ich brauche den Kontakt zu Menschen“
Im BTZ gelang es ihm während der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB), seinen Hauptschulabschluss nachzuholen und sein Berufsbild immer mehr zu formen. Zum Ende der Maßnahme war er sich sicher, etwas im sozialen Bereich machen zu wollen, er brauche den Kontakt zu anderen, so dass er sich für eine schulische Ausbildung zum Sozialbetreuer entschied.
Mit diesem Abschluss und einem Realschulabschluss noch dazu, bekam er die Zusage für eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger, die dieses Jahr startet. Wenn Kay Hüttner davon spricht, leuchten seine Augen. „Diese Tätigkeit gibt mir so viel zurück, das ist meine Berufung“. Auch bekommt er während der Ausbildung die Möglichkeit, sein Abitur nachzuholen. „Von der Förderschule zum Abitur – das wäre was“, so Herr Hüttner.
Was möchte ich anderen mit auf den Weg geben?
Neuen Teilnehmenden rät Kay Hüttner, offen zu sein, Hilfe anzunehmen und sich ein Fundament aufzubauen, auf das man stolz sein kann. Man sollte einfach machen, was hat man denn schon zu verlieren? „Ich habe in den letzten Jahren ein großes Ego bekommen, ich weiß, was ich wert bin und wo mein Platz ist.“