Es raschelt in den Buchen-Bäumchen. Ein kleiner Vogel mit bläulichem Gefieder nimmt mit seinem Schnabel ein Stück Rinde und zieht es hoch, bis es knackt. Er packt es und fliegt davon. Die Sonne scheint und der eisige Ostwind ist in dem geschützt liegenden Japanischen Garten oberhalb der Lauterstraße kaum zu spüren. Wir haben uns an diesem sonnigen, aber noch kalten Apriltag zu siebt aufgemacht in den Japanischen Garten.
Als wir Torii, das rote hölzerne Tor, durchschreiten, verteilen wir uns und wandeln auf den Spuren der Achtsamkeit. In das Wasser, das sich in verschiedenförmigen Becken sammelt, wurden Steinplatten eingelassen, die betreten werden können. Man kann darüber gehen, muss dabei aber immer achtgeben, nicht in eine Sackgasse zu geraten. Ebenso am großen Wasserfall. Die Koi gleiten behutsam durchs Wasser.
Auch kann man über zwölf Meter lange geometrisch angelegte Holztafeln im Zickzack gehen und muss diese immer im Blick behalten, damit man nicht ins Wasser tritt – doch es ist nicht tief und reicht einem Erwachsenen nur bis zum Knie. Zick-Zack-Brücken sind ein klassisches Element der chinesischen und japanischen Gartenkunst. Das Gestaltungsmotiv entspringt dem animistischen Glauben, böse Naturgeister könnten nur geradeaus gehen.
Der Straßenverkehr der nahen und lärmenden Lauterstraße ist fast nicht zu hören. Man taucht ein in das Vogelgezwitscher, die Ruhe und die Wärme dieses sonnigen Tages. Bergenien recken ihre ledrigen Blätter in die Luft. Am Wegesrand weht der Wind durch Fächerahorn und Farn.