9 Monate war ich Teilnehmerin im Rahmen der Maßnahme „Berufliches Training“ im BTZ Jena.
Mehr schlecht als recht habe ich mich in den ersten Wochen buchstäblich hierhergeschleppt, ganz oft begleitet von den Gedanken „Wie sollst denn du das nur schaffen?“ Mit der Zeit hat sich das aber eingespielt mit dem Ergebnis, dass ich es nicht mehr jeden Tag so schwer hatte hierher zu fahren – es wurde sozusagen zur Normalität. Nicht zuletzt habe ich diese ersten, wirklich schweren Wochen auch nur deshalb überstanden, weil ich mich hier zu keiner Zeit unter Druck gesetzt oder gar gegängelt gefühlt habe. Ich konnte meine Kraft und mein Leistungsvermögen so einteilen, wie ich es mir möglich war und wenn es mir nicht gut ging, wurde das akzeptiert. An manchen Tagen hatte ich nicht einmal die Kraft, hier Bescheid zu geben, dass es mir schlecht geht und schon gar nicht warum.
Bestimmt ging oder geht es vielen anderen Teilnehmern ähnlich; ich habe mich zeitweise sogar dafür geschämt, dass ich schon wieder nicht leistungs- bzw. konzentrationsfähig genug bin, meine Aufgaben zu erledigen – hier wurde ich aber aufgefangen! In Gesprächen fanden immer wieder Aufarbeitungen der Anlässe, manchmal gab es auch keine, für mein schlechtes Befinden statt. Teilweise musste ich noch nicht mal etwas sagen, weil bemerkt wurde, wie es mir ging und dann wurde mir geholfen, auch ohne dass ich darum bitten musste.
Vertrauen entwicken & Zeit nehmen
Das alles zusammen genommen hat dazu beigetragen, das nötige Vertrauen zu entwickeln, mir hier für mich wirklich Zeit zu nehmen, und zwar so viel, wie notwendig war. Ich fühlte mich mehr und mehr gut aufgehoben und es ging mir immer besser. Dadurch konnte ich neuen Mut schöpfen und es entwickelte sich langsam in mir die Zuversicht, dass ich es vielleicht doch schaffen kann, wieder ins normale Leben und vor allem auch Berufsleben zu finden – bis eine neue Phase kam, die mich erneut runterzog und von der ich nicht einmal sagen kann, aus welchem Grund, denn eigentlich gab es keinen.
ABER es ging nichts von vorne los, denn hier wurde das bemerkt und es fanden, nun wieder öfter, Gespräche statt.
Wie beschreibt man sowas am besten? In der Zeit vor dem BTZ, als ich noch jeden Tag zu Hause war, hatten die unguten Gefühle und schlechten Gedanken richtig viel Zeit, sich in meinem Kopf breit zu machen und stets parat zu sein, selbst dann, wenn ich manchmal was Gutes erlebt habe!
Das hat der tägliche Besuch des BTZ, die bewusste und gezielte Bearbeitung des schlechten Befindens verhindert; die schlechten Gedanken (nichts ist schön, alles ist sinnlos, wozu bin ich eigentlich noch da?) hatten keine Zeit, sich festzubeißen und die Oberhand zu kriegen. Im Ergebnis war diese erneute, ungute Phase nicht sehr lang, zum Glück! Ich habe angefangen Bewerbungen zu schreiben, habe täglich Stellenausschreibungen durchforstet, auch Initiativbewerbungen geschrieben. Es hat eine Zeit gedauert, aber letzten Endes hat es sich ausgezahlt.
Kraft für einen Neuanfang
Ich habe von einem Arbeitgeber die Chance für einen Neuanfang erhalten, bin mir aber definitiv im Klaren darüber, dass es auch hier Phasen geben kann, in denen ich vielleicht am liebsten alles hinschmeißen möchte, aber ich werde kämpfen und diese Kraft, genau dafür, habe ich mir hier geholt!
Der Weg zur Veränderung ist am Anfang zu der Erkenntnis zu gelangen, so kann bzw. darf es nicht weitergehen!
Ein wesentlicher, ganz toller Schritt kann danach sein: Frau Klöppel anzurufen, zum Gespräch in’s BTZ zu kommen und danach zu sagen: o.k., darauf möchte ich mich einlassen, ich nehme das Angebot an. Und genau DAS ist ganz, ganz wichtig – alles was hier passiert und alles was man hier machen kann oder auch nicht, ist ein Angebot, das es da draußen auf der Straße in dieser Form und mit dieser Begleitung nicht gibt und ich halte das nach meinen gemachten Erfahrungen für etwas sehr, sehr Wertvolles.
So schwer wie es vielleicht auch manchmal ist oder erscheint, lasst euch helfen, denn die Hilfe gibt es hier kostenfrei für alle, die es auch wollen!!!